Hast du schon gegessen?
«Jia ba bui?» - «Hast du schon gegessen?» Angesichts des hohen Stellenwerts von Essen in der Kultur Taiwans, stellt diese Grussformel auf Taiwanesisch keine Überraschung dar. Dieser kurze Reisebericht widmet sich somit dem taiwanesischen Essen, von welchem ich bei meinem 4-wöchigen Aufenthalt eine ganze Menge probieren durfte!
Während meinem Aufenthalt war ich hauptsächlich in zwei Landkreisen unterwegs: In Yilan (Ostküste) und Yunlin (Westküste). Jeder Landkreis ist für unterschiedliche landwirtschaftliche Produkte bekannt, welche dementsprechend beworben werden. In Yilan besichtigte ich Betriebe, welche zum Beispiel Drachenfrüchte, Melonen, Kürbis oder Tee anbauten. In Yunlin wiederum durfte ich Betriebe besuchen, welche Reis, Wasserbambus, Feigen, Karotten oder Taro (ein stärkehaltiges Wurzelgemüse) produzierten. Obwohl zum Teil einige Produkte auch in der Schweiz angebaut werden, bestehen dennoch einige Unterschiede in der Verwendung: Karotten in Asien zum Beispiel sind grundsätzlich viel grösser und schwerer als diejenige der Schweiz. Gemäss einem Karottenproduzenten mit welchem ich sprach, werden Karotten in Taiwan oft für Suppen oder Säfte verwendet. Aus diesem Grund hätten dünnere Varianten in Taiwan geringere Verkaufschancen als in Europa.
In vielen der Betriebe besteht jeweils die Möglichkeit, an einer «DIY-Aktivität» teilzunehmen, was meistens aus einem kleinen Gruppenkochkurs mit dem jeweiligen Produkt des Betriebs besteht. Beispielsweise konnte ich nach der Besichtigung einer Taroplantage 銅鑼燒 (tóngluóshāo) machen: Kleine Pfannkuchen mit einer süssen Bohnenfüllung. Dies ist zwar eine japanische Süssspeise (どら焼き, dorayaki), doch statt mit einer japanischen Azukibohnen-Füllung, haben wir sie mit einer cremigen Taropaste gemacht.
Die zu einer süssen Paste verarbeitete Tarofüllung habe ich später zusammen mit meiner Gastfamilie noch einmal gemacht. Da ich an denjenigem Tag ohnehin meiner Gastfamilie gezeigt habe, wie man Zopf backt, kreierten wir schlussendlich eine besondere Mischung aus taiwanesischer und schweizerischer Küche: Gefüllte Taro-Zopf-Brötchen, welche einerseits etwas wie die in Taiwan weit verbreiteten gedämpften Teigtaschen (包子, bāozi) aussahen und andererseits geschmacklich einem schweizerischen Sonntagszopf glichen.
Meine Zeit in Taiwan war somit voller einzigartiger Erlebnisse und überraschte mich täglich aufs Neue - besonders in kulinarischer Hinsicht. Von nun an, wenn mich jemand mit «jia ba bui?» anspricht, antworte ich mit «jia ba a» - «Ja, ich habe gegessen».