Überleben in Slowenien
Reisebericht über einen aktiven und schlafraubenden Auslandaufenthalt in Slowenien
Slowenien soll es nun also sein. Eigentlich wollte ich wie schon bei meinem letzten Austausch mit IFYE im Jahr 2017 eher nach Norwegen oder Schweden. Damals wurde es dann halt Costa Rica und nun Slowenien. Selbst schuld, wenn man sich immer zu spät anmeldet, da wird auch für mich als IFYE-Vorstandsmitglied keine Ausnahme gemacht. ;)
Nichtsdestotrotz, Abenteuer bleibt Abenteuer. So mache ich mich nach einem 4-Tages-Kurzaufenthalt in der Schweiz (vorher war eine Reise nach Mexiko/Peru angesagt) mit dem Nachtzug auf nach Slowenien. Mein erstes Mal im Schlafzug und ich bin bereits völlig überzeugt von dieser Art zu Reisen. Viel angenehmer als Stunden in unbequemen Flug- oder Bussitzen zu verbringen.
Meine erste Gastfamilie in Slowenien hat einen neugebauten Laufstall mit Melkrobotor und eigener Käserei. Das Stalltor wurde extra vergrössert, damit auch Reisebusse durchfahren können und diese anschliessend in der Käserei diverse Köstlichkeiten degustieren konnten. Denn Tag hindurch helfe ich jeweils im Stall aus und übernahm diverse Arbeiten selbständig. Wie ich im Vorhinein gewarnt wurde, kommt in Slowenien aber auch die Nacht nicht zu kurz. Jeden Abend gehen wir in verschiedene Schnapskeller und an die berüchtigten Veselica’s. Das sind ländliche Kirmes, meist von der örtlichen Feuerwehr organisiert. So kommt es, dass ich in der ersten Woche nie mehr als 5 Stunden Schlaf pro Nacht kriege und 2 Nächte hintereinander komplett durchfeiere. Inklusive Spontanausflug nach Barschluss ans Meer und wieder mehr oder weniger pünktlich zurück für die Stallarbeiten in der Früh.
In der zweiten und dritten Woche wird es zum Glück ein wenig (Betonung auf wenig) ruhiger und am Tag 11 habe ich tatsächlich einen nüchternen Abend (bin auch keine 20 mehr).
In der 4. Woche geht es in eine neue Familie in den Osten nahe der ungarischen Grenze. Auf dem Gemüsehof läuft alles ein wenig anders und es fühlt sich auch mehr nach „Osten“ an. Ich habe eine wunderbare und interessante Woche dort.
In Woche 5 unterbreche ich meinen Austausch, um an der Europäischen IFYE-Konferenz in Finnland teilzunehmen. Die ersehnte Erholung und mehr Schlaf gibt es im hohen Norden leider nicht, aber das ist eine andere Geschichte. Auf der Rückreise von der Konferenz bin ich ehrlich gesagt ein wenig im Lagerloch und könnte in Helsinki auch den Flug in die Schweiz nehmen.
Zurück in Slowenien verbringe ich die nächste Woche zusammen mit einem deutschen IFYE auf einem Weingut mit Halbpensionen. Gegenseitig sind wir uns in dieser Woche eine Stütze und heitern uns während teilweise langen Stunden beim Tellerwaschen auf.
In der letzten Woche helfe ich bei einer ehemaligen Profibasketballerin, welche sich zusammen mit ihrer pensionierten Mutter der Kräuterkunde verschrieben hat. So finde ich meinen ersten Host in Slowenien, welcher älter als ich ist und geniesse meine letzten Tage etwas ruhiger mit einem Buch und vielen interessanten Gesprächen über Gott und die Welt inmitten vom Kräutergarten.